Opa Karls Waffelgeheimnis

14. Februar 2016

Ihr Lieben, heute wird es hier unter Umständen etwas rührselig. Aber wann, wenn nicht an einem Valentinstag?
Fragt man mich, woher meine Leidenschaft fürs Kochen und Backen kommt, fange ich meistens sehr schnell an, von meinen Omas zu schwärmen. Beide mit weiten Herzen für ihre Familie und Küchen, die meine Kindheit mit den wunderbarsten Düften erfüllt haben.
In den 1920ern geboren, erlebten sie den zweiten Weltkrieg als junge Frauen. Viel jünger als ich es jetzt bin, trugen sie die Verantwortung für ihre Familien, während die Männer an der Front und später jahrelang in Gefangenschaft waren.
Eine Generation bei der die Rollenverteilung noch eine ganz andere war und wie selbstverständlich bis ins hohe Alter so blieb.
Mariechen und Tilly, so hießen die zwei Frauen, die mir ihre Liebe für gutes Essen und köstliche Kuchen vererbt haben. Und auch wenn ich jetzt Romane erzählen könnte über Rühr- und Hefeteig, Backhaus-Brote und Traditionen, widme ich den heutigen Beitrag meinem Opa Karl.

Mit 92 Jahren hat er im letzten Jahr die Liebe seines Lebens verloren: meine Oma Tilly. 
Vor wenigen Tagen hätten sie ihren 66. Hochzeitstag gefeiert.
Mit 91 hat mein Opa, der sein Leben lang kulinarisch von meiner Oma verwöhnt worden war, angefangen sich selbst an den Herd zu stellen, weil seine Liebste es nicht mehr konnte. Und anstatt sich nur so gut es ging zu versorgen, wollte er, dass es seiner Tilly schmeckte. So hat er, zuerst noch unter ihrer strengen Anleitung, später dann autodidaktisch, gelernt zu kochen. Es waren einfache Gerichte, aber er hat es angepackt.
Es ist nun ein gutes Jahr her, da klingelte an einem Wochenende mein Telefon und Opa rief an.
„Schatz, ich habe einen Rührkuchen gemacht, wie lange wird der denn gebacken?“
„Opa, du hast was?“
„Ich habe einen Marmorkuchen gerührt und bin mir jetzt nicht sicher, wie ich ihn backen soll.“
Seither habe ich einen kochenden UND backenden (inzwischen 92-jährigen) Opi, dessen Waffeln jeden in der Familie begeistern und die fluffiger sind als alle, die ich je gebacken habe. Außerdem schmecken sie immer ganz besonders gut und diesem Geheimnis musste ich dringend auf die Spur gehen.

Bewaffnet mit einem Notizblock und meiner Kamera, besuchte ich ihn und dann wurden Waffeln gebacken.

Backen mit Opi

Zutaten für etwa 20 Stück:
  • 500g Mehl
  • 1 Päckchen Backpulver (etwa 15g)
  • 1/2 TL Salz
  • 250g feiner Zucker
  • 6 Eier
  • 1/2 Liter Buttermilch (oder Milch)
  • 250g gute Butter
  • Geheimzutat

Bei meinem Opa wird alles in einem Messbecher gewogen und mit der Hand verrührt. Ihr dürft natürlich auch gerne euren Mixer benutzen.

Zuerst kommen Mehl, Backpulver, Zucker und Salz in die Schüssel. Darauf kommen Eier und Milch. Alles gut miteinander verrühren.
Die Butter in einem Topf erwärmen bis sie flüssig ist und ganz zum Schluss mit einem Schneebesen unter den Teig schlagen.

So einfach wie dieser Vorgang scheint, bei mir hätte er gänzlich anders ausgesehen. Ich beginne beispielsweise mit der Butter und flüssig gemacht habe ich sie (bis jetzt) noch nie.

Während ich also Fotos mache, neben ihm sitze und mir denke, dass die flüssige, warme Butter bestimmt das Geheimnis der fluffigen Waffeln ist, holt mein Opa sein Ass aus dem Ärmel. Besser gesagt aus dem Kühlschrank, denn: 
Das heiße Waffeleisen wird mit einer dicken Speckschwarte gefettet. 
Der tolle Geschmack seiner Waffeln kommt von einem Stück Speck! 
Meinen Blick in diesem Moment hätte ich selbst zu gerne gesehen. Mit allem hatte ich gerechnet, aber nicht mit Speck.

"So hat das die Oma immer gemacht" grinst mein Opa mich an. "Und deine Uroma auch!" Ob ich nun zukünftig mein Waffeleisen ebenfalls mit einem Stück Speck einfette, das weiß ich ehrlich gesagt noch nicht. Aber: die Waffeln meines Opas sind eine Wucht.
Wir hatten einen wundervollen Nachmittag, haben Teig geschleckt, viel gelacht und den neugierigen Kater verscheucht. Um es besonders gut zu machen, hat mein Opa noch einen Apfel geschält und kleine Stückchen auf dem Teig im Eisen verteilt. Meine Oma wäre so, so stolz gewesen und im Herzen war sie ganz nah bei uns.
Demnächst werde ich meinen Opa also definitiv mit aufzählen, wenn ich gefragt werde, von wem ich meine Leidenschaft fürs Backen habe ♥










Waffeln von Opa - Jankes Soulfood
Mein Opa Karl im Februar 2016

22 Kommentare:

  1. Ein toller Beitrag. :) Ich find's wirklich schön, wenn alte Leute sich nicht hängen lassen und ihr Leben (bzw. ihre Küche) noch selbst in die Hand nehmen.
    Meinen größten Respekt für deinen Opa und vielleicht hat er ja noch so ein paar "ungewöhntliche" Küchentricks auf Lager. :D

    lg Anna

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  2. Wirklich ein schöner Beitrag <3
    Da bekommt man doch glatt Lust, das Waffeleisen auszupacken! Hast du denn den Speck denn inzwischen auch an dein eigenes Waffeleisen gelassen ;-)?

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    1. Ich bin begeistert von dem Opa das ist jetzt schon so lange her aber trotz allem Hut ab das machen nicht alle Opas

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  3. was für ein schöner Beitrag. Liebe Grüße an Opa, weiter so. Und ich werde jetzt Waffeln backen nach diesem Rezept. Ganz liebe Grüße und alles Gute für Euch
    Biggi

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  4. Dieser Beitrag hat mich zu Tränen gerührt und doch zugleich ein Lächeln auf meine Lippen gezeichnet! Ich habe leider keine Großeltern mehr, aber sehr gute Erinnerungen an meinen Opa :) Dein Opa wirkt genauso lebensfroh und charmant wie ich meinen noch in Erinnerung habe. Ganz liebe Grüße also an deinen Opa und meinen großen Respekt für diese Kraft und Lebensfreude <3

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  5. So ein schöner Beitrag! Ich finds klasse, wie dein Opa sich sogar an die süßen Sachen traut!
    Mein Opa hat auch immer viel gekocht, weil er früh in Rente gegangen ist und dann immer für meine Oma das Mittagessen vorbereitet hat ... aber ich hab ihn nie backen sehen ;)
    Liebe Grüße!

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  6. So herzig. Der Beitrag und dein Opa. So einen Opa hätten bestimmt viele sehr gerne. Während andere nicht versuchen zu kochen, vielleicht sogar zum Lieferdienst greifen, lernt dein Opa kochen. Und dann auch noch backen. Ich finde es klasse! Und dein Opa ist richtig stolz, dass sieht man auch auf den Fotos.

    Einfach schön wie er das Kochen und Backen für sich entdeckte - und auch an dich weitergibt.

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  7. Danke für den berührenden Beitrag und herzliche Grüße an deinen Opa. Es ist so schön, wenn ältere Menschen sich nicht aufgeben. Ich glaub, ich komme schnell vorbei zum Waffelessen.

    Herzliche Grüße aus dem Allgäu und alles Gute für euch

    Hilde

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  8. Ich hatte es schon vergessen, aber meine Oma hat die Waffeln genauso gebacken �� da kamen Erinnerungen wieder hoch ������ und toll wie dein Opa es macht,
    und sich in diesem Alter nicht unterkriegen lässt !!

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  9. Ich finde diesen Beitrag super...Bin richtig begeistert, und Opa Karl ist großartig🙆👍👍

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  10. Das wird auch die Liebe vom Opa sein, die die Waffeln so gut werden lassen.

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  11. Ach Mensch, jetzt sind mir ja doch noch Tränen gekommen als ich das gelesen habe. Ich finde das so schön und ich freue mich unglaublich für dich, wenn auch ich da immer etwas neidisch werde auf diese schönen Familiengeschichten :D

    Liebe Grüße
    Caro

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  12. Meine Oma hat die Waffeln auch so gebacken. Kein Wunder, sie stammt aus Heuchelheim und hat dann 40 Jahre in Dutenhofen gelebt. Das dürfte Opa Karl (und Dir auch) gut bekannt sein!! Danke für die schöne Erinnerung.
    Liebe Grüße,
    Sabine

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  13. Liebe Janke,
    meine nächsten Waffeln backe ich nach dem Rezept Deines Opa`s, ganz bestimmt. Dein Opa sieht noch so gut aus. Da hat das gute Essen, dass Deine Omi für ihn gezaubert hat, bestimmt einen großen Anteil dran.
    Ich wünsche Dir noch viele gute Jahre mit Deinem Opa Karl und uns noch viele gute Rezepte von Deiner lieben Omi.
    Liebe Grüße,
    Renate

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  14. Mei, da hab ich beim lesen Pippi in den Augen, weil ich direkt an meine Oma denken muss. Ich mag die Art wie diese Generation ihr Essen genießt und es sowas von Wertschätzt. Dein Opa Karl sieht richtig stolz aus :).

    Liebste Grüße
    Ines

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  15. Danke für den schönen Beitrag. So einen Opi hätte ich auch gerne. Ich hoffe ihr könnt noch ganz viel Waffeln zusammen essen.

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  16. Wunderbar, liebe Janke. Ich hab nun solche Lust auf Waffeln, dass ich sogar schon in der Küche stand - trotz der wenigen Lust das Massaker hinterher wieder aufzuräumen. Aber ich habe nur noch 1 Ei. Das macht mich nun tatsächlich etwas traurig. Aber, Opa Karls Waffelrezept bleibt als offener Tab auf meinem PC bestehen und seine Waffeln werde schon in naher Zukunft den Weg auf meinen Teller finden.

    Viele Grüße
    Jasmin

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  17. Bin ganz gerührt...
    Und werde das unbedingt mal ausprobieren!
    Vielen lieben Dank

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  18. Hallo Janke,
    dankeschön für das tolle Waffelrezept es ist super und einfach nach zu backen, endlich mal was ohne schnick schnack, was altbewährtes und einfaches. Schnell zum Kaffee zubereitet.
    Jederzeit weiter zu empfehlen .
    Lg Jutta vom Westerwald

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  19. Sehr schöner Beitrag und ja meine Omi hat das Waffeleisen auch mit einer Spechschwarte ausgefettet. S kenne ich es als Kind auch.

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  20. Ach wie schön. Meine Oma hat früher auch ihr ganz altes Waffeleisen mit Speck eingerieben. Ich werde das auch mal wieder machen. Dankeschön für das Erinnern :-)

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Über Feedback zu meinen Beiträgen und Rezepten oder einen Gruß freue ich mich immer sehr. Seid so nett und kommentiert mit eurem Namen. Fragen versuche ich zeitnah zu beantworten. Eure Janke

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